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2 Wochen vhsMOOC – ein persönliches Resümee

700 Anmeldungen für den vhsMOOC, damit hätte ich nie gerechnet. Als ich im Februar 2013 nach der Teilnahme am mmc13 die Idee zu einem vhsMOOC hatte, war ich doch sehr unsicher, ob die Volkshochschulen schon so weit sind, dieses völlig neue Format aus dem Hochschulbereich anzunehmen. Ein Massiv Open Online Course braucht schon ca. 200 Anmeldungen, damit er das Attribut Massiv für sich in Anspruch nehmen kann. Es braucht eine kritische Masse, damit im Kern ausreichend Kommunikation stattfindet. Aber 700! Als Initiator bin ich stolz und demütig zugleich. Stolz auf die Eingebung und meinen Mut, so etwas zu probieren. Demütig und dankbar für jeden Teilnehmenden. Das MOOC-Format ist chaotisch und die vhs-Arbeitszeit voll mit tausend Aufgaben. Ein echter Spagat und keine Selbstverständlichkeit.

Ja, die Volkshochschulen haben das Format angenommen und sie haben die Idee angenommen, dass es Zeit wird, gemeinsam im Web zu lernen.

Nach nunmehr 2 Wochen und dem Ende der ersten Phase liegt viel Arbeit hinter uns. Und spätestens hier wird es Zeit, mich für den Enthusiasmus bei einer Reihe von Kollegen zu bedanken, ohne die die Idee gescheitert wäre. Die Zusammensetzung finde ich beispielhaft für unser Thema: Monika Schwidde, Susanne Rank, Nina Oberländer, Eva Klotmann, Beatrice Winkler, Mark Stocksmeyer, Stefan Will und Christoph Köck. Alle kommen aus der VHS. Studienleiter, Landesverbandsdirektor, Marketing, Leiterin einer VHS, das Spektrum ist vielfältig. Hessen, NRW, BaWü, HH, Bremen, Sachsen sind im engen Kreis vertreten. Martin Lindner komplettiert das Team, er ist unser Fachmann für eLearning und Berater mit Außensicht. Eine klasse Truppe, die improvisieren kann, mutig und schnell bei der Hand ist.

Manchmal schaue ich mir die Landkarte der Teilnehmenden an und bin fasziniert, wie unsere Republik mit Fähnchen bestückt ist.  Und es zeigt sich, dass das Interesse auch in Österreich und der Schweiz vorhanden ist.  Das Bild vom Riesen, der geweckt werden will, ist schon gut gewählt. Diese Karte ist der Beleg für eine Aufbruchstimmung, die ich in vielen Gesprächen spüre. Lernen im Web ist unser Thema und viele sehen dies auch so. Das erfüllt mich mit Freude. Es sind nicht nur die MOOC-Kollegen, sondern viele andere in den Verbänden oder Leitungen, die das ähnlich sehen. Und auch die Anmeldungen aus dem externen Lernumfeld, die Spezialisten im Web, sind dabei. Das freut mich, zeigt es doch die Bedeutung von Volkshochschule in der Bildungslandschaft. Einige wünschen sich eine innovative VHS, die etwas bewegt, und deshalb sind sie dabei. Das kann uns in der VHS richtig weiterhelfen.

Ich lerne selbst so unglaublich viel: Hangouts (online Videokonferenzen) zu machen, die verschiedenen Netzwerke parallel im Blick zu haben, den Newsletter zwischendurch zu schreiben und den nächsten Hangout zu planen. Zwischendurch den MittagsTalk, über was sprechen wir da? Alle Gastgeber drehen hier wirklich am Rad. Ständig Online – reicht die Bandbreite, wann ist der Akku leer, bin ich erreichbar? Facebook-Chat, Google+Community, Twitter, Youtube und das Forum – Wow, das ist strong. Wie auf der Überholspur, immer Vollgas. Und alle haben noch ihre „normale“ VHS-Arbeit, nicht nebenbei, sondern mittendrin. Zuhause werde ich schon Mooci genannt. MOOC-Gastgeber zu sein ist erfüllend mit leichtem Hang zur Dauererschöpfung. Dörte Giebel, Gastgeberin im mmc13, hat einmal von dem Loch danach gesprochen. Mal sehn.

Schon jetzt, wo wir noch die Instrumente der Webkommunikation vorstellen, tauchen schon erste Themen auf, die mich sehr interessieren. Hat VHS einen regionalen Auftrag und sollte sie sich aus dem Weblernen heraushalten? Kann sich Lernen heute überhaupt regional begrenzen? Was werden unsere Kommunen dazu sagen? Werden kleine, ländliche Volkshochschulen von der Webentwicklung abgekoppelt? Oder sind Webkurse ein Angriff auf unsere Präsenzkurse? Setzt hier ein Kannibalismus ein? Die Antworten der nächsten Wochen werden sicherlich vielseitig sein. Auch hierauf freue ich mich. Und eine andere Frage beschäftigt mich und eine Antwort ist auch schon gegeben.

„Learning by Lurking kommt vor Learning by Doing.“  Anne Narjes hatte darauf aufmerksam gemacht. Das Phänomen beobachte ich auch im vhsMOOC. In der Woche ist die Resonanz so MOOC-typisch. Viele Lurker (Kiebitze), also die sog. passiven Teilnehmenden, werden nach der Arbeit bzw. am Wochenende aktiv, dann steigen die Abrufe auf unser Mediathek. Dieses Wochenende werden es 5.000 Aufrufe sein. Dabei wurden, das nur als Spielerei, 41.000 Minuten angeschaut. Das deckt sich auch mit meinen Rückmeldungen der Hamburger Kollegen. Gemooct wird überwiegend in der Freizeit.

Und noch etwas beschäftigt mich: Schon im MOOCMakerCourse hatte ich die Frage gestellt: wann endet ein MOOC? Wir Gastgeber hatten dazu gestern auch schon ein Gespräch. Sicher wird der vhsMOOC, die Website und die Mediathek eine Quelle für Kiebitze bleiben, auch nach dem Ende des eigentlichen Seminars. Es kam auch die Idee auf, fortlaufend 1 x pro Woche einen vhsMOOC-Hangout mit Fachbeiträgen auszustrahlen. Das gefällt mir. Ich überlege auch, ob die vhsMOOC-Mediathek eine Basis für Fortbildungen zum Thema „Lernen im Web“ für vhsMitarbeitern werden kann. Mit einer gut strukturierten Playlist vielleicht keine schlechte Idee.

Aber erst einmal beginnt die zweite Phase. Was läuft im Web schon mit der vhs? Also Blinker raus und wieder auf die Überholspur. Ich freu mich drauf!

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  1. Stolz bist du zu Recht, Joachim. Die Idee mit dem MOOC weiter zu verfolgen, finde ich auch sehr mutig. Und die Entscheidung scheint richtig, der Zeitpunkt dafür auch. Noch vor zwei Jahren war eLearning keinesfalls neu, aber in der VHS-Landschaft eher ein Randthema. Das wirkt nun doch etwas anders. Die Anmeldezahlen sprechen ja auch für sich. Sie zeigen, wie offen die VHSn dem Thema gegenüber stehen. Zumindest die Notwendigkeit, sich mit online im Kontext der Bildung zu befassen, wird eindeutig erkannt. In Sachsen beispielsweise werden seit diesem Semester die Webinare aus Böblingen an recht vielen Volkshochschulen ausgestrahlt. Einfach mal ausprobieren, ist die Devise. Gut so.
    Ich habe viele positive und auch dankbare Signale zum MOOC empfangen: Toll, dass es sowas gibt. Das Netz macht das Lurken sehr einfach. Dass es auch salonfähig wird, daran muss man sich erstmal gewöhnen. Auf jeden Fall ist es wesentlich wirtschaftlicher, als alles selbst auszuprobieren.
    Der vhsMOOC wird sicher noch weit über seine eigentliche Laufzeit hinaus wirken. Auch wenn er jetzt noch viele Kräfte bindet, sollten wir ihn weiterhin beleben und immer wiedermal ein bisschen hangouten.

  2. Das wäre toll, wenn die Website und die Mediathek des vhsMooc uns Lurkern und Kiebitze auch nach Abschluss des Mooc noch eine lange Weile erhalten bleiben könnte. So viel geballtes Fachwissen in den wenigen Wochen lässt sich in der knappen Freizeit kaum nachverfolgen – soll heißen, ich werde noch lange in der Mediathek schmökern und lernen, vorausgesetzt, sie bleibt mir erhalten.

  3. Mein absolutes Kompliment für diese tolle Leistung, Herr Sucker. Eine derartige Innovation angekurbelt zu haben könnte ein Meilenstein in der (Weiter-) Entwicklung der VHS bedeuten und daran teilnehmen und mitwirken zu können, so gut es eben geht, das gibt Kraft und setzt Energie in mir frei.
    Ich wünsche uns allen, dass der eingeschrittene Weg weitergeht und dass jeder der will, über sich selbst mit hinauswachsen kann. Die Weichen sind – dank Ihnen – gestellt.
    Und ich denke, das Interesse – auch/oder gerade „by Lurking“ – zeigt den Bedarf und den aktuellen Mangel und gibt viele Hinweise, wo es im Moment ansetzten könnte, damit es zur Selbstverständlichkeit wird, was hier begonnen wurde. Aber vermutlich auch, dass ein step-for-step Vorgehen und Planen erfolgversprechender und leistbarer sein dürfte, damit am Ende nicht alle am Ende sind.

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