Darauf gibt es natürlich viele Antworten. Ich versuche es mal sehr persönlich in Bezug auf den ichMOOC zu erläutern.
1. MOOCs ermöglichen neue Kooperation
Die Kooperation von VHS und Hochschule war für mich ein Durchbruch. Zu erklären ist das in dieser Phase durch 2 Faktoren. Erstens wollen Hochschulen auf dem allg. Weiterbildungsmarkt Fuß fassen. Die Lübecker Kollegen haben die Scheu mit einer Volkshochschule zu kooperieren abgelegt, das wünsche ich mir von anderen Hochschulen auch. Zumindest die staatlichen Bildungseinrichtungen sollten im Interesse der Lernwilligen selbstverständlich kooperieren. Zweitens leben MOOCs zurzeit besonders von massiven Anmeldezahlen. Volkshochschulen können hier in Zukunft ein wichtiger Multiplikator. Insofern war der ichMOOC natürlich schon erfolgreich, weil er mit 1.633 zurecht als Massive Open Online Course bezeichnet wird und, ganz nebenbei, war es der größte Volkshochschulkurs aller Zeiten.
2. Neben den Anmeldezahlen sind MOOCs auch marketinggetrieben. Die Einrichtungen wollen zeigen, dass sie fähig sind webbasierte Lernformen zu entwickeln und ihr Angebotsspektrum dadurch, nach aussen sichtbar, zu erweitern. Die Evaluation hat gezeigt, dass eine relevante Anzahl von Teilnehmer/innen bisher nichts oder nur sehr sporadisch mit der VHS zu tun hatten. Hier hat sich die Sicht auf die traditionelle Einrichtung VHS im Sinne einer modernen Bildungseinrichtung geändert. Und seinen wir mal ehrlich: Kaum einer hätte der VHS diesen ichMOOC zu getraut.
Auch hat sich gezeigt, dass die Werbung über die sozialen Netzwerke wichtig war. Überraschend kamen mehr Anmeldungen über Twitter, als über Facebook herein. Der Großteil wurde allerdings von den beteiligten Volkshochschulen und deren Verbände geworben. Das freut mich besonders, denn hier sind auch viele VHS-Mitarbeiter/innen, die sicherlich auch das Format MOOC lernen wollten.
3. Hat sich unser Konzept 4.0, wie ich es beschreibe, umsetzen lassen?
Grundsätzlich würde ich dies bejahten, allerdings mit Einschränkungen.
1.0 Die Videos. Sie wurden sehr gut angenommen und bekamen in der Abschlussbefragung sehr gute Noten (an dieser Stelle mein besonderer Dank an Gregor von mooin).
2.0 Die Foren auf mooin wurden mit über 6.500 posts gut bestückt, auch ein Grund, warum einige Teilnehmer/innen dies als unübersichtlich und wenig hilfreich bezeichneten. Hier muss sich grundsätzlich etwas ändern. Lineare Forumsstrukturen bilden nicht die Lernzugänge ab.
3.0 Der MOOCsalon auf Facebook war eine wichtige Kommunikationssäule. Hier wurde reichlich kommuniziert, sogar neue Aufgaben von TeilnehmerInnen gestellt. Mit über 600 Mitgliedern wurde dieses zusätzliche Angebot, außerhalb der Plattform gut angenommen.
4.0 Die 35 MOOCbars vor Ort taten sich dagegen etwas schwerer. Zum einen lag dies sicherlich an technischen Problemen mit Adobe Connect, aber dann andererseits auch an der autonomen Bewerbung. Nicht alle Besucher waren zum ichMOOC angemeldet und so fehlte die Anbindung. Die VHS KollegInnen vor Ort haben das Experiment großartig unterstützt und wichtige Impulse für Verbesserungen beigesteuert. Das dahinterliegende Blended-MOOC-Konzept begeistert mich nach wie vor. Eine gute Erweiterung, die sich sicherlich auch mit anderen Kooperationen denken lässt.
4. Und damit sind wir bei einem ganz wichtigen Punkt. Wir lernen. Über verschiedene Formen des Weblernens kann ich viel lesen. Selber machen ist der eigentliche Schritt des Lernens. Über den ichMOOC habe ich extrem viel gelernt. Das alles hier aufzuzählen führt zu weit. Deshalb nur zwei Punkte stellvertretend.
mooin, unsere MOOCplattform der FHLübeck, produziert möglichst betreuungsarme MOOCs, die einfach zu wiederholen sind. Das ist nicht mein Ansatz und deshalb haben meine Kollegin Nina Oberländer von der Bremer VHS und ich viel ausprobiert. Wir haben sehr viele Teilnehmer/innen im Forum persönlich begrüßt. In unserer Kreuzfahrtmethaper, die wir für den MOOC gewählt haben, standen wir sozusagen an der Gangway. Wir haben mit Unterstützung der Lübecker Kollegen im Forum sehr schnell und persönlich auf Fragen reagiert. Wir haben bewusst in den Einführungsvideos pro Kapitel recht persönlich die weiteren Arbeitsaufgaben erklärt. Somit hatte der ichMOOC auch Gesichter, die sicherlich ein Stück Lernmotivation sind.
Die Kreuzfahrtmethaper wurde gut angenommen. Anonymes Lernen funktioniert zwar, aber ich glaube, durch die Einbindung in einen gemeinsamen emotionalen Kontext wird Lernen erleichtert, es wird eine Bindung geschaffen. Ich lerne selbst so am liebsten.
Noch einige persönliche Worte. Bedanken möchte ich mich besonders bei:
Meiner Geschäftsführung Marlene Schnoor in der Hamburger Volkshochschule, die mich für diese Arbeit freigestellt hat und damit besonderen Mut gezeigt hat. Experimente brauchen diesen Freiraum.
Bei Nina Oberländer von der Bremer Volkshochschule, die neben den didaktischen Fragen eine besondere Empathie für unsere TeilnehmerInnen hat und den ichMOOC-Salon mit Alexandra Hessler sehr symphatisch moderiert hat. Nina hat den ganzen Laden zusammengehalten.
Bei Jöran Muuß-Merholz, der das didaktische Gerüst erarbeitet hat und als Video-Regiseur Nina und mir alles abgerungen hat.
Bei dem Lübecker mooin-Team , die Nina, Jöran und ich sicherlich mit den vielen Extrawürsten herausgefordert haben. Ihr ward geduldig und wusstet wo Schluss mit Lustig war.
Und natürlich bei Johanna Köster-Lange, die unsere Bord-Bibliothek spontan aufgebaut hat und unseren schriftlichen Formulierungen einen verständlichen Sinn gab.
Und natürlich bei unseren Experten und vielen engagierten Bordgästen.
Über diesen ichMOOC könnte ich ein Buch schreiben, aber ich lasse es bleiben, wer will das schon lesen. Einfach anmelden und selber die Erfahrung machen. Die Foren sind zwar nicht mehr betreut, die Videos und der Salon sind noch im Betrieb.
Ich habe Lust auf weitere Kreuzfahrten in den digitalen Gewässern!
(Die nachfolgenden Kennzahlen beziehen sich auf Rückmeldungen von 150 TeilnehmerInnen. Die Datei kann hier als Evaluation_ichMOOC aufgerufen werden)