Nun ist der VHS-Blog zum Volkshochschultag schon wieder Geschichte. Er ist es wert, noch einmal betrachtet zu werden, denn ich bin von dieser Form des Corporate-Blog sehr überzeugt.
Der Blog war als Vorbereitung zum Deutschen Volkshochschultag 2016 in Berlin ausgelegt. Das Thema lautete: „digitale Teilhabe“. Im Blog haben Nina Oberländer und ich die unterschiedlichen Töne im digitalem Orchester anklingen lassen.
Für Nachahmer liste ich hier meine (unvollständigen) Erfolgsfaktoren auf:
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Es braucht einen roten Faden
Digitalisierung und deren Folge für die Erwachsenenbildung ist zweifelsohne ein wichtiges Thema und regt zu Kontroversen an. Wir haben den Begriff Digitalisierung heruntergebrachten, greifbar gemacht. Ihn in Alltagsbezug gebracht und Bodennähe hergestellt. Wichtig ist, hier einen authentischen Zugang zum Thema zu finden und genügend Raum für Kommentare zu lassen. Keine Besserwisserei, sondern Denkräume öffnen. Dabei hilft es natürlich, wenn die Blogger*innen eine Vorstellung von ihren Leser*Innen haben.
Eine Vision schadet nicht. Im Gegenteil. Menschen an der Entwicklung der eigenen Vision teilhaben zu lassen, es gibt kaum etwas aufregenderes. Und trotzdem braucht es einen Abstand zur eigenen Begeisterung. Dazu war dieses Thema zu vielschichtig.
Ein Anlass ist immer gut
Der VHS-Tag war ein guter Ankerpunkt. Nicht nur, weil es zufällig passte, sondern weil Konferenzen vor ab einen verwertbaren Content brauchen. Dieser Content führt ins Thema ein, kann es qualitativ aufbauen und den Beteiligten schon im Vorfeld Teilhabe ermöglichen. Der Weg zur Flipped-Konferenz (unser eigentliches Ziel) wird damit kürzer.
Wichtig wäre, das Thema so aufzustellen, dass nach dem Event eine Weiterführung möglich ist. Content ist wichtig und warum den Content abschalten. Der Blog ist noch sichtbar, allerdings ist die Kommentarfunktion abgeschaltet. Dieser passive Zustand ermöglicht aber zumindest den Content als Archiv zu vernetzen.
Ohne Freiheit wird es nichts
Der Deutsche Volkshochschulverband hat Nina und mir die nötige Freiheit zugestanden. Es hat nicht allen in der VHS-Familie gefallen, dass Gastbeiträge die Existenz der VHS in Frage stellen. Der Verband hat sich nicht beirren lassen und hier Stärke gezeigt. Er hat uns machen lassen. Verbandsuntypisch wurde die Kontrolle mal hinten angestellt. Blogs sollen authentisch sein – so kann es gelingen. Die 161 Kommentare sind ein Indiz für einen offenen Zugang. Wenn der Content vorher abgestimmt werden muss, verliert er oft an Vitalität. Ohne diese Freiheit kann ein Blog auch nicht „Externe“ interessieren. Und da ein Blog ein Schritt in die aktive Vernetzung ist, sollten die Akteure glaubhaft sein.
Blogs werden von Menschen geschrieben
Auch Corporate Blogs werden immer von Menschen geschrieben, die nach Möglichkeit ehrliche Beiträge schreiben sollen. Nicht der kleinste gemeinsame Nenner im Unternehmen oder Verband ist für die Leser/innen interessant. Zuspitzungen werden eher gelesen und kommentiert. Die Redaktion soll identifizierbar sein. Bei Nina und mir war klar: Wir sind Protagonisten des Konzeptes „Erweiterte Lernwelten“ und schreiben aus dieser, eher optimistischen Sicht über den digitalen Klimawandel. Wir haben durch über 161 Kommentare (in 4 Monaten) unsere Relevanz in der Erwachsenbildung gezeigt bekommen.
Eine Portion Mut braucht es auch. Gerade im pädagogischen Umfeld wird häufig das Haar in der Suppe gesucht und gefunden. Nichts ist perfekt. Wer Kritik schlecht aushält, sollte die Finger vom öffentlichen Schreiben lassen.
Die Mischung macht´s
Gastbeiträge und Medienwechsel lockern den Blog auf. Auf Dauer ist das ewig Gleiche im Blog ermüdend. (Da werde ich hier noch einiges ändern ;-))
Text, Video-Interviews und Gastbeiträge können einen guten Mix schaffen. Die Blogbeiträge wurden von einzelnen Projektvorstellungen getrennt. Auch haben wir unsere Medienwerkzeuge vorgestellt. Das sollte den Zugang erleichtern und zur Nachahmung anregen. Videointerviews mit dem Smartphone, Konferenzen mit Google-Hangout, Adobe Connect
Ein Blog ist Arbeit – kostet also Geld
Und das schreibe ich hier nicht, weil wir bezahlt wurden. In einem Blog zeigen die Absender ihre Haltung zum Geschäft und der Gesellschaft. Sie können sich unterschiedlich positionieren. Dazu braucht es einen Plan und eine Redaktion und keinen Praktikanten.
Gastbeiträge, Videointerviews vor Ort oder Videokonferenzen zu organisieren ist nicht mal so eben getan. Die richtigen Gastschreiber suchen, die ihrerseits zum Content etwas zu sagen haben und in der Zielgruppe auch einen „Namen“ haben, zu finden – das braucht einen Plan und Zeit.
Der vhsBlog hat sicherlich durch gut gewählte Gastschreiber/Innen dazu beigetragen, dass sich Volkshochschule im Orchester der Erwachsenenbildung einen guten Platz verschafft hat.
Im Alltagsgeschäft gehen Strategie, Zukunft und Visionen meist unter. Viele Einrichtungen nutzen dafür das Instrument der Leitbildentwicklung. Aber seien wir ehrlich, dass sind oft nichtssagende Wortketten. Im Blog kann das Unternehmen über einen längeren Zeitraum glaubhaft Themen transportieren und eine eigene Haltung dazu stellen.
Nach einer Pause wird sich der Deutsche Volkshochschulverband wieder einem neuen Blog zuwenden. Ich bin gespannt und wünsche viel Erfolg damit.
Abschließend möchte ich die Frage aufwerfen, wie ein Blog in der Weiterbildung aussehen könnte.
Für welche Zielgruppe ist ein Blog geeignet? Sind es die Kollegen oder die Kunden der Weiterbildungseinrichtung?
Der Blog in Zahlen:
Beiträge: 35
Kommentare: 161
Nutzer: 3.574
Sitzungen: 6.721
Seitenaufrufe: 13.134
Die Resonanz in den Social Networks haben wir nicht getrackt. Die Sichtbarkeit des Blogs dürfte bei mehreren 100.000 liegen.