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onlineVHS – darf das sein?

onlineVHS – darf das sein?

Alle reden von Blended-Learning-Angeboten. Kein Wunder, das Konzept der „Erweiterten Lernwelten“ hat Blended-Konzepte als DAS digitale Setting für Volkshochschulen empfohlen und den DigiCircles ins Stammbuch geschrieben..

Aber seien wir ehrlich – ist das nicht eine Mogelpackung? Ja –  fast alle VHS-Kolleg*innen stimmen im Mantra „Die VHS ist eine Einrichtung für Präsenzkurse“ mit ein. Ja klar, und das wird auch so bleiben. Und auch klar , das will keiner ändern!!!

Aber dürfen wir deshalb nicht über die Wirklichkeit sprechen? Die Wirklichkeit am Weiterbildungsmarkt. Und diese Wirklichkeit wird selbstverständlich auch zunehmend von reinen Online-Angeboten geprägt. Udemy, Pink University, video2brain, edudip oder zahllose andere Webinaranbieter, die mit eigenen Geschäftsmodellen arbeiten. In der beruflichen Bildung wird es Standard werden, LinkedIn, das internationale Business-Netzwerk wird es mit Lernvideos vormachen. Wie soll es auch anders gehen, wenn immer mehr Menschen just in time und an jedem Ort Weiterbildung wollen. Wie soll die Zukunft einer digitalisierten Gesellschaft denn ohne diese on-demand-Bildung auskommen?

Ja – wir brauchen diese Formate und zwar in Massen, ohne dass andere Formate wie Präsenz oder Blended dabei überflüssig werden. Im Gegenteil: es entstehen an vielen Orte neue Lernorte, z.B. die Betahaus-Academy, und diese funktionieren in erster Linie als Präsenzorte. Keiner stellt die Präsenzangebote in Frage.

 – Denkpause –

Also, wenn unbestritten ist, dass Online-Weiterbildung eine Selbstverständlichkeit wird, darf die Volkshochschule reine Online-Formate auch anbieten?

Was für eine blöde Frage. Bei 900 eigenständigen Volkshochschulen werden immer einige dabei sein, die neugierig sind und neue Möglichkeiten der Weiterbildung ausprobieren wollen. Die in der öffentlichen Finanzierung eine Verpflichtung sehen, alle Instrumente des Weiterbildungsorchesters einzusetzen, werden die obige Frage mit JA beantworten. Präsenz und Blendedformate sind gesetzt, doch ohne MOOCs, Live-Online-Kurse, Webinare als Konserve, wird das Orchester nicht zum Ohrenschmaus.

Und es gibt sie ja, die ersten VHS-Angebote und das seit 2013. Der vhsMOOC „Wecke den Riesen auf“ mit über 700 Anmeldungen. Der StrickMOOC mit ca. 500 Anmeldungen. Der ichMOOC „Mein digitales ich“ mit mittlerweile über 2.000 Anmeldungen. Aber, und das ist mir noch wichtiger, kaum merklich werden auch kleinere Online-Angebote ins Programm einzelner Volkshochschulen genommen. Die vhsKaiserslautern streamt Veranstaltungen, die vhsHolzkirchen-Otterfingen veranstaltet Live-Webinare. Die vhsMünchen hat Deutschkurse im Angebot. Das Xpert-Lernnetzwerk ist wohl die größte Initiative (siehe Deutschlandkarte) mit Sicherheit gibt es noch weitere Angebote, die ich aber nicht gefunden habe.

Bisher scheinen diese Online-Angebote nur lokal vermarktet zu werden. Und ich frage mich, ob diese Reichweiten-Amputation für das Gesamtangebot der VHS von Vorteil ist.

Es braucht nicht viel Phantasie, um für die Zukunft viele Einzelangebote in regionaler Verantwortung zu sehen, die sich nur mit Mühe realisieren lassen, da das Einzugsgebiet zu begrenzt ist. Zwar ist die VHS-Arbeit kommunal verantwortet und kein Landrat gibt Geld für weltweite Bildung gerne aus, aber auch das wird sich ändern. Vielleicht braucht es externe Anbieter, die Angebote konzipieren. Die Politik wird auch bald verstehen, dass deutschsprachige Lernangebote im Web immer einen deutschsprachigen Markt bedienen.

Dabei kann es doch mehr geben: Angebote, die für sehr viele Volkshochschulen interessant sind. Z.B. der Photoshop-Spezialkurs. Viele bieten Photoshop an, nach spätestens 2 Kursen (Anfänger/Fortgeschrittene) ist Ende mit der regionalen Nachfrage. Weitere Kurse ließen sich nur überregional realisieren. Da ist Online doch geeignet, ja geradezu zwingend. Wer diese Kurse dabei macht, ist egal. Hauptsache die Qualität stimmt. Es kommt auf den Vertrieb und die Werbung an.

Im Moment fehlt für Online eine gemeinsame VHS-Strategie. Das ist heute noch nicht tragisch, aber in 2-3 Jahren wird dieses Vakuum gefüllt. Durch die Volkshochschulen oder durch andere. Eine erste Digitale VHS (siehe Bild) gibt es schon.

Im #vhscamp17 in Kaiserslautern haben wir dazu viel gesprochen.. Die Frage war u.a.: Sind unsere Strukturen dazu geeignet eine Strategie und eine konkrete Umsetzung in den nächsten 2 Jahren zu entwickeln? Die Zweifel waren groß. Braucht es dazu eine Parallelinitiative, die mit den Volkshochschulen zusammenarbeitet?

Was meinst Du? Können wir hier die Diskussion fortführen? Schreibe Deinen Kommentar!

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  1. So sehr es uns einschränken mag. Volkshochschulen sind – jedenfalls in NRW – durch Gesetze und Rahmenbedingungen gesteuert. Der Weckruf in die Politik findet derzeit vielerorten statt. Es bleibt den Bürgern und Mitarbeitern der Einrichtungen allerdings kaum eine andere Wahl als Vertreter zu wählen, die die nötigen Veränderungen in Gesetzen und Rahmenbedingungen durchführen und auch bereit sind, die nötigen Investitionen in die Hand zu nehmen.

    Es gibt derzeit auch ermutigende Entwicklungen. Ein bundesweit einheitliches Corporate Design, dass leider noch nicht alle, aber doch sehr viele Volkshochschulen nutzen. Wichtig wäre nun, es kontinuierlich in alle Möglichen Formate weiter zu entwickeln.

    Unter http://www.volkshochschule.de sind mittlerweile 1/3 bis 1/2 aller deutschen vhs-Kurse zu sehen. Die vhsApp mag ihr Ziel bei weitem noch nicht erreichen, aber ist auf einem guten Weg. Eine Vermarktung der reinen-Online-Angebote über diesen Weg würde sich anbieten und müsste zweifellos professionalisiert werden. Die meisten lokalen Einrichtungen wären dankbar, wenn sie überregional effektiv auf einer Plattform bewerben könnten, wie es z.B. bei http://www.bildungsurlaub.de schon der Fall ist.

    Lange war es so, dass die Verbände in diesem Bereich spät die notwendigen Dinge angegangen sind, wenn überhaupt. Mittlerweile spürt man eine Bewegung, die Dinge vorzudenken und einen Schritt in die Zukunft zu denken. Vielleicht ist das noch nicht genug, aber ermutigend finde ich die aktuelle Entwicklung doch.

    Grüße

    Andreas Balsliemke

  2. Unser Blick „von aussen und innen“ auf den VHS-Markt zeigt ganz klar, dass nicht nur Blended Learning, sondern auch reine Online-Angebote von vielen VHSn bereits seit Jahren erfolgreich angeboten werden – ohne, dass andere VHSn das überhaupt bemerken.

    Und genau da versteckt sich die Herausforderung: Die Gespräche, die wir mit ca. 200 VHSn zum XB-LernNetz geführt haben, deuteten bisher nicht darauf hin, dass online-anbietende VHSn ein Problem mit ihrem Träger oder der Politik bekommen, weil sie über die Stadtgrenze hinaus Teilnehmer bedienen. Vielmehr wurde in den Gesprächen immer wieder thematisiert, dass die „anderen“ VHSn ein Problem damit haben, dass die Online-Kurs-anbietende VHS ihnen Teilnehmer „wegnimmt“. Das Internet kennt eben keine Gebietsmonopole und der Online-Kurs der VHS Schwerin ist auch für jeden Bayern nur einen Klick entfernt. VHSn werden sich daher darauf einstellen müssen, dass sie sich in einem bisher ungewohnten Wettbewerb befinden – nämlich untereinander.

    Wenn ich – von aussen betrachtet – eine Prognose für die kommenden 5 Jahre abgeben sollte, dann fehlt mir für EINE gemeinsame Online-VHS ein wenig die Fantasie. Dies würde Einigkeit voraussetzen, wo die Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Interessen der einzelnen VHSn, Kommunen, Landkreise und Verbände doch zu unterschiedlich sind. Ich sehe auch nicht, wie der oben beschriebene Wettbewerb der VHSn untereinander vermeidbar wäre – es sei denn die Gesetzeslage ändert sich und verbietet VHSn zukünftig, über die Stadtgrenze hinaus Teilnehmer zu bedienen.

    Ich würde eher prognostizieren, dass die Entwicklung so weiter geht, wie sie bereits begonnen hat: Einzelne VHSn werden Online-Angebote etablieren und darin bundesweit Teilnehmer bedienen. Die besten Kursangebot, die cleversten didaktischen Konzepte, die spannendsten Dozenten und nicht zuletzt das professionellste Marketing wird sich dabei auf Dauer durchsetzen. Vorteile werden dabei nicht zwingend die großen VHSn haben, sondern die schnellen, cleveren und mutigen.

    • Und da ist es – Das andere große Thema: Marketing. Die besten Online-Kurse nutzen nichts, wenn Sie vom Kunden nicht gefunden werden. Es bleibt viel zu tun … 🙂

      • Ja, zum Thema Marketing habe ich hier auch mehrfach geschrieben.
        Der Vertrieb und das Marketing sind für Online-Angebote extrem wichtig, weil neue Angebotsformen auch neue Zielgruppenansprache benötigen. Der ichMOOC hat gezeigt, das ein Mix aus traditioneller VHS-Werbung und Social Media Marketing klappen kann. Ich bin da ganz zuversichtlich, wenn die einzelnen Träger ihren Vorteil erkennen.

  3. Hat dies auf jetzt bloggt auch noch die Straubinger vhs rebloggt und kommentierte:
    Ein sehr interessanter Denkanstoss – wir haben da wenig „Berührungsängste“ (vhsStrickMooc, ichMOOC, Online-Schreibwerkstatt..), vhs-FotoReise (mit Teilnehmern aus ganz Deutschland und sogar der Schweiz – incl. Online-Vorbereitungstreffen) und bieten u.a. mit dem Repair-Café auch neue Lern-Räume an unserer vhs:

  4. Lasst uns mal ne theoretische Zeitlinie zum Projekt nationale VHS online kurz skizzieren. 2017 Idee mit Projektantrag, Vorstellung und mit Glück Bewilligung, Volumen 20 Mio Euro Ziel Online Plattform
    Start 1.1.2018 Einstellung von Mitarbeitern
    1.6.2018 20 Developer, Pädagogen, Admins, Mediendesigner eingestellt
    ab 1.3.2018 Konzeptentwicklung Plattform
    1.1.2019 Start Plattform mit 3 Kursen
    1.6.2019 6 Kurse
    1.1.2020 18 Kurse

    Nebenbei muss Marketing aufgebaut werden, Facebook, Online Shops, Verträge, Social Media, Räumlichkeiten, AGBs, Impressum, Zertifizierungen etc.

    Mit Glück haben wir dann 2021 ein Konkurrenzangebot zu Udemy. Und jetzt denken wir alle einmal darüber nach, was Udemy, coursera, mooin oder Apple bis 2020 so machen werden….

    Lasst uns anfangen 🙂

    Grüße aus dem Norden
    Andreas

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