Sascha Lobo hat die Debatte über eine digitale VHS aus ihrer engen “internen” Diskussion der VHS-Familie befreit. Er fordert einen digitalen Marshallplan, auch in der Erwachsenenbildung. Carsten Schneider tweetet einen Ausschnitt von Renè Obermann aus der Zeit. Martin Lindner stellt die Frage nach dem weiteren Weg dahin. Beatrice Winkler aus der VHS-Karlsruhe will, dass jede VHS diese Frage mit ihren Kunden klärt. Die Debatte scheint eröffnet.
An dieser Stelle würde ich vorab den Begriff der Volkshochschule mit Volksbildung etwas breiter
übersetzen. Lobo wird nicht denken, dass es eine Einrichtung ist, die die Aufgabe der digitalen Alphabetisierung stemmen kann. Zwar haben die Volkshochschulen in den letzten Jahren das Konzept der „Erweiterten Lernwelten“ auf den Weg gebracht. Aber allein die Beschäftigung mit dem Thema der Digitalisierung auf der Angebotsebene hat Jahre gedauert und wird sicher auch noch Jahre benötigen. Das ist normal, sind ein Großteil der Entscheider doch Angehörige dieser unvernetzten Generation (Anja Wagner), die über Digitalisierung sprechen, sie aber weitestgehend aus dem eigenen Alltag verdrängen. Außer dem Smartphone natürlich. Sicher ist, dass die Volkshochschulen ein Klientel erreichen, welches im Sinne der digitalen Integration unbedingt erreicht werden muss. Allein deshalb geht ohne die VHS nichts, wenn es einen Breitenwirkung haben soll.
Warum jetzt dieser Ruf nach einer digitalen Volksbildung?
Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung verzahnen sich immer stärker. Die Welt verändert sich auf allen Ebenen. Auch bei denen, die in dörflichen Strukturen kaum davon betroffen sind. Der Blick ins TV weckt Ängste. Überall Flüchtlinge! Auch wenn im eigenen Dorf keine zu sehen sind. Unsere politische Führung hat keine Antworten. Die Politiker sind gnadenlos überfordert, wollen dies aber nicht eingestehen. Die einzig verständliche Antwort scheint der Ruf nach der Vergangenheit, nach Abschottung, nach einfachen Antworten. Wir kennen diese Debatten.
Das Interesse, besser die Neugierde auf das Thema Digitalisierung scheint spärlich. VHS-Kunden haben auch früher die Kurse zum Klimawandel oder Globalisierung nur in Ausnahmen besucht. Politische Bildung erlebte einen starken Niedergang.
Wer sich allerdings mit dem Thema beschäftigt, weiß auch, dass die Einschläge näher kommen. Wer erzählt Frau Meyer, dass der Job an der Supermarktkasse keine Zukunft hat? Wer sagt Herrn Müller, dass er als Versicherungsvertreter bald durch einen Algorithmus ersetzt wird? … Bankangestellte mit einem Bein in der Arbeitslosigkeit stecken? … Algorithmen besser, schneller, präziser und billiger sind als Rechtsanwälte ? Oder Mediziner oder KFZ-Mechatroniker … Wenn all diese Menschen nicht auf fluide Arbeitsmärkte vorbereitet werden, wird die gesellschaftliche Spaltung hässliche Züge bekommen. Daran wird auch das bedingungslose Grundeinkommen wenig ändern. Welcher Rechtsanwalt möchte schon Aquaponiker werden oder wie die ganzen neuen Berufe heißen werden.
Was machen wir, wenn wir zur Erhaltung unseres Lebensstandards jährlich ca. 500.000 Einwanderer benötigen, wie die Bertelsmann-Stiftung vorrechnet, die Politik aber nur 200.000 hereinlassen will? Fachkräfte sind keine Katalogware, sie müssen integriert und ausgebildet werden. Das dauert.
Wer erklärt den Älteren, dass die Sparkasse nicht ins Dorf zurückkehren wird. Onlinebanking zur Voraussetzung für ein eigenes Konto wird?
Andererseits ergeben sich durch die Digitalisierung täglich neue ungenutzte Chancen, neue Szenarien, die den Planeten und unser Leben verbessern können. Wo entstehen die neuen Berufe und wer kann daran teilhaben?
Wer lange über diese Untätigkeiten nachdenkt, weiß nicht wohin mit der Wut über diese Generation der Wegdücker.
Es geht also schlicht um die Zukunftsfähigkeit,
um den sozialen Frieden und Wohlstand.
Soweit also nicht Neues. Wie bekommen wir aber Schwung in den Laden?
Es ist kaum vorstellbar, dass die notwendige digitale Alpabetisierung in tradierten Bildungssettings gelingen kann. Die unvernetzte Generation hat eine unflexible Bildungslandschaft hergestellt. Innovative Fördertöpfe werden in einer ehrenwerten Gesellschaft aufgeteilt. Man kennt sich, man schätzt sich, man weiß schon vorher, was herauskommt. Die Förderbedingen schaffen Sicherheit für die Vergabestellen und minimieren Kreativität und Risiko. Ob Europa, Bund, Länder, Kommunen – die Mechanismen greifen.
In den Volkshochschulen ist der Prozess gut zu beobachten. Es brauchte einen Anstubser durch eine Graswurzelbewegung ausserhalb der Strukturen, aber innerhalb der VHS-Familie. Online-Gruppen, Barcamps, große Onlinekurse, die Neugierigen sammelten sich online und mobil. Hierarchiefrei und spontan wurden Kooperationen verabredet, gegenseitige Fortbildung vollzog sich in Minutentakt, statt langer Planungszyklen. Diese hinreichende Energie führte dann zum erfolgreichen Marsch durch die Institution. Digitalisierung wurde ganz oben auf die Agenda geschrieben.
Warum soll dies nicht in einem noch größerem Maßstab gelingen? Über die VHS hinaus.
Digitale Volksbildung braucht eine dynamische und mehrdimensionale Netzwerkstruktur. Es gibt nicht den einen Bildungsanbieter, der alle Themen, alle Zielgruppen, alle Bildungsformate und alle Orte erreicht. Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass es nur geschlossene Lerngruppen gibt. Wir brauchen eine Lernkultur, die einen ständigen Rollenwechsel zwischen Teilnehmer und Teilgeber vorsieht, die mit Humor und Leichtigkeit Neugierde schafft. Das Ungewisse zuzulassen. Dabei das Ziel: Die Menschen zu befähigen sich selbst zu orientieren und im Web die Antworten auf die eigenen Fragen zu finden nicht aus den Augen zu v verlieren Wir brauchen einen Kulturwechsel in der Bildung.
Wir brauchen ein Projekt – eine Bewegung!
Menschen zusammenbringen braucht meist eine gemeinsame Adresse. Die digitale Volksbildung braucht eine Markenbildung. Menschen müssen sich mit dieser Aufgabe identifizieren und verbinden. Damit meine ich keine klassische Markenbildung, die sich in erster Linie gegen andere Marken durchsetzen will. Es ist eher eine Einladung für eine Graswurzelbewegung ein Label zu schaffen. Ein Label, welches die beteiligten Akteure durch die immanente Freiheit begeistert. So begeistert, dass Menschen mit eigenen Ideen diese Bewegung mitformen möchten.
Ziel ist es, Menschen auf die Zukunft neugierig zu machen. Daraus ergeben sich alle anderen Themen, denn die Neugierde ist der Beginn einer freiwilligen, lebensbegleitenden Erwachsenenbildung. Die Themen orientieren sich an den Interessen aller Beteiligten. Ob Menschen in Jugendinitiativen, Seniorenverbänden, Stadtverwaltungen, Politik, Berufsverbänden, Sportvereinen, Kulturinitiativen, Selbsthilfegruppen, Altenheimen und und und. Digitalisierung betrifft alle.
Es braucht sicher auch Strukturen. Eine Agentur, die nicht an Institutionen gebunden ist, sondern sich frei orientieren kann. Sie dient als Netzwerkknoten zwischen sehr unterschiedlichen externen Strukturen. Neue und ungewöhnliche Kooperationen zu ermöglichen ist ein wichtiges Ziel. Wir brauchen einen Anlaufpunkt für Ideen, für Unterstützung regionaler Akteure. Wir brauchen eine Agentur, die auch selbst Impulse setzen kann und soll und damit auch ungewöhnliche Szenarien in Gang setzt. Eine Agentur, die dezentral arbeitet und trotzdem zentrale Aufgaben der Steuerung übernimmt.
Neugierde und Begeisterung entsteht meist im gemeinsamen Tun, nicht im Klassenzimmer. Deshalb ist die Schaffung neuer Lernorte wichtig. Es gibt sie bereits:
Offene Werkstätten überziehen das gesamte Land. Makerspace, FabLabs, Repaircafés sind einige Formate. Schon jetzt arbeiten sie interkulturell und generationsübergreifend. Codingwochen an Schulen und Hochschulen nehmen auch einen wichtigen Platz ein. Barcamps ermöglichen die Schaffung von Netzwerken. Ob nun thematisch oder regional orientiert, hier wird der Wechsel zwischen Teilnehmer und Teilgeber bereits gelebt. Die über 900 Volkshochschulen mit über 3.000 Lernorten sind wichtige Netzwerkknoten und Multiplikatoren mit neuer Aufgeschlossenheit für das Thema. Nicht zu vergessen die vielen Bibliotheken, die sich neu erfinden. Erste gemeinsame Überlegungen zur Schaffung neuer Räume gibt es bereits. Meetup-Gruppen können den gesamten ländlichen Raum überziehen. Hier können Einzelakteure in der Umgebung nach Partnern suchen. Oder die überall entstehenden Co-Working-Spaces: sie sind ein guter Partner, wenn es um Bildung oder Projektideen gibt. Dort ist Wissen vorhanden. Gaming-Projekte können auf Stadteilfesten oder Schützenfesten auftreten. Einfach mal das Ungewöhnliche ermöglichen.
Akteure der ersten Stunde müssen neue Expertise mitbringen. Neu, zumindest für Bildungsprozesse im Eventformat. Wir brauchen die Influencer, die ihre Netzwerke animieren. Wir brauchen YouTuber und Prominente, wir brauchen Eventorganisatoren, wir brauchen Musiker, Maker und Kommunalpolitiker der vernetzten Generation. Wir brauchen Menschen, die Spaß an Begegnungen haben. Wir brauchen Pädagogen mit Biß und Institutionen und Unternehmen, die sich öffnen, ohne immer nur auf den eigenen Vorteil zu schielen. Das sind Menschen, die nicht erst Monate für Anträge aufwenden wollen. Sie wollen loslegen. Selbstverständlich auch mit dem Risiko des Scheiterns. All diese Akteure zu einer Bewegung zu bündeln macht den Erfolg aus. Zu finden sind sie an ungewöhnlichen nicht bekannten Orten, aber auch auf der Makerfair, der re:publica, vielen anderen Versammlungen und sogar in einigen Parlamenten. Sie warten auf eine solche Initiative. Sie sind die Botschafter und Scouts der Graswurzelbewegung.
Überall im Land werden lokale Pitches für neue Projektideen durchgeführt. Im TV gibt es eine eigene Serie, in der einer Expertenjury Projektideen vorgestellt werden. (Höhle der Löwen) Der Zuschlag orientiert sich eher an der Sozialrendite, eine neue Sichtweise auf den Break Even. Projekte werden in einer Form dokumentiert, die eine Skalierung ermöglicht.
Das Geld dafür wird zu gleichen Teilen aus öffentlichen Mitteln und Unternehmenssponsorin speisen. Nach einer Anschubfinanzierung wird die Agentur dazu einen Plan vorlegen. Was sollte uns als Gesellschaft diese Zukunftsaufgabe wert sein? Wir fangen klein an und legen die Marke 0,1 % des Bundeshaltes 2017 an. Das wären dann in der ersten Projektphase ca. 300 Mio.€. Dieser Etat wird erneuert, sobald der Topf leer ist. Es muss immer ein Budget vorhanden sein, die Zukunft schläft nicht.
Und eines muss uns klar sein: Wir haben es hier mit einer Start-Up-Initiative zu tun. Das Risiko sollten wir eingehen. Erfolg wird sich einstellen, wenn die Initiativen möglichst frei agieren können und die Begeisterung auch bei den Geldgebern ist. Dieses dynamische, mehrdimensionales Netzwerk ist es wert ausprobiert zu werden. Anders wird es nicht funktionieren. Oder gibt es bessere Ideen für den geforderten Marshallplan für eine digitale VHS? Dann her damit, es ist dringend!
Danke Jochen und Bildungsserver für diese Übersicht.
Ich habe kommentiert, aber das wurde viel zu lang, um es hier drunter zu klemmen: digfisch.wordpress.com/2017/10/12/digitale-volksbildung-das-ganz-grosse-fass-aufmachen/
Ich widerspreche, dass der Aufbruch durch ELW viel zu langsam sei. Wer – wie ich – seit Jahren an dem Thema dran ist, wünscht sich immer, dass alles schneller ginge. Aber gerade seit ca. einem Jahr habe ich schon das Gefühl, dass ein ungewohnter Drive in der Landschaft ist, den man nun nicht tot oder schlecht reden sollte. Es wird wieder experimentiert, und das nicht zu knapp. Es werden Risiken eingegangen. … Eine bundesweite Plattform wie die vhs.cloud ist mehr als ein guter Anfang. Wenn das Geld da wäre, damit jeder Bundesbürger einen kostenlosen Zugang haben könnte und sich damit von Messagern wie Whatsapp etc. abwenden könnte und erreichbarer für Bildung würde, wer würde nicht von sowas und dem nötigen Geld in der Weiterbildungslandschaft träumen. Aber die dezentrale Graswurzelstruktur der Volkshochschulen, kirchlichen Bildungsträger, freier Träger etc. hat auch Vorteile in einer föderalen Demokratie. An sich finde ich eine Agentur eine gute Idee, einen Antreiber. Aber: Alles Zentralistische kann auch Nachteile haben. Wenn am Ende einige wenige – sicher sehr fortschrittlich denkende Menschen – den Prozess steuern und eine Rückbindung an die demokratischen Strukturen nicht mehr nötig oder als zu mühsam empfunden werden, sehe ich in dieser Idee nicht nur Vorteile. Demokratie und Föderalismus sind anstrengend … für einen König und sicher auch für einen Vordenker.
Hallo Andreas,
danke für Deinen Kommentar. Mit meinem Beitrag wollte ich das Konzept der „Erweiterten Lernwelten“ nicht klein reden. Auch denke ich, dass für einen großen Bildungstanker wie die VHS die Dynamik der Auseinandersetzung mit Digitalisierung nicht gering zu schätzen ist. Es hat sich viel getan und es tut sich weiterhin viel. Vor dem Hintergrund, dass die Politik und Verwaltung eher das Thema Flüchtlinge und Deutschkurse von der VHS fordern bzw. die VHS-Teilnehmer*innen auch keinen Druck zur Digitalisierung von Kursangeboten ausüben, ist das noch bedeutsamer zu bewerten. Zu langsam ist der Prozess allerdings vor der Dynamik gesellschaftlicher Prozesse. Es geht ja nicht in erster Linie um die Volkshochschulen, sondern um das Verständnis für eine sich wandelnde Gesellschaft durch die breite Bevölkerung. Da ist Bildung auf allen Ebenen viel zu langsam.
Weiterhin liegt es mir fern, einseitig zentralistische Strukturen zu fordern. Im Gegenteil. Eine regional vernetzte Bildung braucht regionale Förderstrukturen. Ich sehe eine Agentur als Motor und Vernetzer. So, wie in den „Erweiterten Lernwelten“ der Deutsche Volkshochschulverband zentrale Infrastruktur aufbaut, sollte es das auch über Volkshochschulen hinaus möglich sein. Ich sehe die Verantwortung nicht allein bei der VHS, das überfordern sie. Denken wir an die letzten Jahre, wo die Herausforderungen für Flüchtlinge, Deutschkurse anzubieten, die Volkshochschulen vor eine Herkulesaufgabe stellte. Sie hat diese Aufgabe angenommen und soweit möglich, sehr gut bewältigt. Über die Deutschkurse hinaus braucht es eine Integration der Geflüchteten. Das ist dann die Aufgabe vieler, nicht allein der Volkshochschulen. Vergleichbar sehe ich das zum Thema Digitalisierung durch Kurse und regionale Vernetzung. Verordnen kann das niemand, aber fördern sollten wir alle eine große Initiative.
Und sicher hast Du recht: ich bin ungeduldig. Und das ist gut so 😉
ich war gerade auf der „zukunftswerkstatt“ mit digital-beauftragten aus niedersachsen / schleswig-holstein und habe da irgendwo auf eins der poster „Es geht zu LANGSAM!“ hingeschrieben.
es ist wahr, man spürt in den vhs en (und außerhalb) plötzlich einen großen ruck. der wille zum aufbruch wird stärker. es hat nur kaum jemand eine klare idee, was zu tun ist, und warum eigentlich. d.h. also: mit welchem klaren ziel, auch geschäftlich. wenn jetzt einfach ziellos herumexperimentiert wird, gehen 3 jahre ins land, ohne dass sich (außer gewachsener frustration) irgendwas geändert hat.
was fehlt ist eine klare strategische marschroute, vermutlich verschieden für verschiedene vhs en mit je verschiedenem profil (mindestens: großstadt-vhs, mittelstadt/region-vhs, ländliche vhs mit verstreuten standorten).
die zukunftswerkstatt fing schon wieder quasi bei null an, obewohl die digitalbeauftragten zum teil schon gedanklich viel weiter waren. diesen prozess professionell zu begleiten und immer neu anzustoßen, und as nicht in einem jahr, sondern JETZT: das wäre nötig. es ist mühsam und schwierig genug, was da auf uns zukommt. alles andere als ein selbstläufer.
Ja Martin, es ist natürlich schwierig, in dezentrale Strukturen (über 900 eigenständige Volkshochschulen) EINE Strategie zu entwickeln. Die Startvoraussetzungen sind unterschiedlich. Das betonen auch alle Kolleg*innen. Und trotzdem stelle ich immer wieder fest, dass es eine Form von VHS-DNA gibt. Ob Stadt/Land, Groß/Klein – überall werden fast gleiche Beschreibungen für die eigene Arbeit gefunden.
Alle müssen und wollen mitgenommen werden ¬– wohin auch immer 😉
In der Praxis bedeutet dies, dass über ca. 5 Jahre immer gleiche Diskussionen stattfinden. Somit verbreitet sich zwar einerseits die Basis für Innovationen, aber andererseits füllt sich der Warteraum mit Ungeduldigen. Die einen streiten über die Sinnhaftigkeit von Digitalisierung, die anderen veranstalten bereits MOOCs oder Online-Webinare.
Diese Ungleichzeitigkeit ist typisch für dezentrale Organisationsstrukturen mit eigenverantwortlichen Einheiten. Da ist für eine zentralistische Strategie, so unterschiedliche Ansatzpunkte diese auch haben wird, kein Platz. Darin kann auch ein Vorteil liegen. Die Brand eins titelte: „Der Plan war scheiße“.
Platz könnte aber für Experimentierfreude sein. Das ist das, was ich im Ursprungsbeitrag einer Agentur zugeschrieben habe. Eine Einheit, die nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner fusst. Es wird also so fröhlich chaotisch weiterlaufen, aber hoffentlich nicht für den gemeinsamen kleinsten Nenner.
fröhliches chaos ist gut & schön, aber ich sehe eher ahnungslose wirrnis und ständiges rad-neuerfinden (auf niedrigem niveau).
man könnte ja wenigstens eine fortgeschrittenen-bewegung organisieren. die meisten leute bei der werkstatt waren schon weiter als das konzept. die wollten in die konkrete weiterarbeit einsteiegen, jede/r von den eigenen baustellen aus. gerade WEIL es gemeinsame probleme und sicher auch dna gibt.
das mache ich jetzt z.b. auf eigene faust (mit hannover), aber das kann man natürlich systematisch begünstigen, anregen, erleichtern, begleiten. ich kann aus dem stand drei punkte nennen, wo man den leuten echte hilfreiche „tools“ in die hand geben müsste.
Da machst Du mich natürlich neugierig auf diese 3 Tools. Her damit!
Die Fortgeschrittenen-Bewegung, wie Du es nennst, gibt es ja. Das jährliche Barcamp ist hier sicherlich ein Sammelbecken. Wie es damit weitergeht, steht auch in den Sternen. Aber Deine Stichworte wären sicherlich ein guter Aufhänger, um Kräfte zu bündeln.
Weiterhin gibt es den Verein „Erweiterte Lernwelten“ Ansonsten sind es eher Gremien in den Strukturen, aber die meinst Du ja nicht. Ich denke, dass die Energie für dieses Thema an sehr viel unterschiedlichen Orten zu finden ist. Jeder arbeitet dafür in seinem Umfeld. Wo wird der nächste Hotspot erwachsen? Ich bin gespannt.
ich meinte schon, dass man gemeinsam arbeitet. also mehr als: sich austauschen oder sich immer neu in barcamps unverbindlich zu begeistern. (und dann heimzugehen und nicht genau zu wissen, was man jetzt konkret anpacken soll, und wie.) gemeinsame ressourcen/tools z.b.:
(1) ich habe vorgeschlagen, typische VHS-lernerprofile auszuarbeiten, die ungefähr unsere zielgruppen abdecken — einerseits die, die schon/noch kommen, und andererseitrs die, die wir gern ansprechen würden. also zum beispiel 6 für typische bestandskunden (die wir digital beglücken wollen) und 6 für andere, die wir so nur erreichen würden. das würde sich imho nicht gravierend unterscheiden von vhs zu vhs. wenn man das zentral macht, könnte das riochtig auf research beruhen, also nicht bloß dilettantisches design thinking an einem nachmittag auf dem flipchart.
(2) man müsste eigentlich mal auch typische VHS-profile unterscheiden und beschreiben: je nach größe (mindestens großstadt – mittelstadt/region – land/ehrenamtlich), aber eigentlich wohl auch nach den jeweiligen stärken und schwächen, auch regionale besonderheiten usw. … wenn man das hat, kann jede einzel-vhs ihren eigenen fall zu 80% schon aus diesen ressourcen zusammensetzen udn daraus ihre maßnahmen ableiten. auch sich viel konkreter mit anderen verbinden, die exakt ähnliche profile haben, usw.
(3) jemand sagte, sie habe erwartet, eine art vorlage für den change/einführung-prozess zu bekommen: was muss man sich als erstes überlegen, was muss man dann entscheiden, aufgrund welcher kriterien, um die ersten schritte zu gehen? welche alternativen wege/strategien stehen zur auswahl, und welche passt für mich? und dazu gibts im idealfall eine art projektmanagement-template, das 12 monate abdeckt und vorstrukturiert.
(4) ein whitepaper zu IT-infrastruktur: was braucht man überhaupt, und (vor allem) was braucht man nicht? was ist das einfachste und preiswerteste, mit dem man starten kann? wer kann dabei helfen?
usw.
das alles muss man einzeln machen, wenn man sich auf den weg begibt. wieso nicht diese projekte, die ja gerade erst beginnen (wenn es überhaupt schon projekte sind), zentral versorgen, begünstigen, anregen, erleichtern, begleiten? damit sich die leute auf ihre ganz konkreten örtlichen herausforderungen konzentrieren können?
ich habe das ja jetzt alles vor mir liegen, und eigentlich gibt es gar keine bausteine, die ich aufgreifen udn weiterentwickeln kann. (oder ich habe sie noch nicht gefunden.)
Wenn ich Dich richtig verstehe, Martin, dann meinst Du so eine Art „Handbuch der Organisationsentwicklung für Volkshochschulen für den Komplex Digitalisierung/vernetztes Lernen“. Das wäre tatsächlich ein weiterer Meilenstein, der vielen Organisationen und den neu entstehende Netzwerken helfen könnte und der ja auch „Freiraum“ für Experimente in die Organisationen tragen könnte/müßte. Solche OE-Tools gibt es schon für die vhs-Programmbereiche. Die ersten wurden 2002-2005 (mit späteren Updates) vom LV Bayern entwickelt und liefen unter der Überschrift „Qualitätsmanagment“, das damals tatsächlich noch im Geist der echten Orga-Entwicklung eingeführt wurde, Später folgten dann andere Programmbereichs-Handreichungen bundesweit, z.B. für den PB Sprachen. Eine solche Schwerpunktsetzung für den Querschnittsbereich ELW könnte tatsächlich viele Einzeldiskussionen zusammenführen (in diesem Fall sicherlich auch partizipativ zusammenführen). Allerdings geht es bei Organisationsentwicklung in der Regel ums Eingemachte. Es wäre in diesem Fall gleichermassen eine Granzwurzelinitiative, die ohne das Committment und die Teilhab der Leitungsebenen nicht funktionieren wird.
Lass uns da mal weiter denken.